Eben hat er noch heftige Schläge beim Überqueren übler Felsen weggesteckt, jetzt nimmt er schadlos kopfgroße Steine zwischen die Räder, lässt sich von kurzen Bodenwellen gnadenlos durchrütteln und von heftigen Stufen kneten. Und dann folgt Sand, richtig viel feiner Sand mit tiefem Untergrund. Am Steuer des Ford Ranger Raptor heißt es nun kräftig Gas geben, die Drehzahl hochhalten und die Richtung peilen, alles andere regelt die Technik. Dieser Pick-up lässt sich so schnell nicht aufhalten. Schließlich stochert hier kein Hausfrauen-SUV herum, hier kämpft ein Profi-Pick-up erfolgreich gegen die unwirtliche Umgebung.
Die neue Spitzenvariante des Ford Ranger trägt einen großen Namen. Raptor, der Greifvogel, das ist in Nordamerika, dem Land der unbegrenzten Pick-up-Möglichkeiten, das Aushängeschild des wuchtigen Ford F-150. Im Vergleich zu ihm gilt der Ranger in den USA als Halb-starker. Aus europäischer Sicht dagegen erreicht er bereits Vollformat, benötigt mit knapp fünfeinhalb Meter Länge und 3,1 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht eine gewisse Ellenbogenfreiheit. In der Zulassungsstatistik nimmt er sie sich, der Ranger liegt in seiner Klasse in Europa an Nummer eins. Wesentliche Teile des Ranger-Erfolgsrezepts: Mit seinem breiten Modellprogramm und serienmäßigem Allradantrieb können Käufer kaum etwas falsch machen. Auch beginnt der Preis ganz vernünftig bei 26.400 Euro ohne Steuer.
Mittelgroße Pick-ups à la Ranger prägen auf der Südhalbkugel der Erde das Straßenbild. In Nordamerika darf’s bei Pick-ups dagegen gern die Vollfettstufe sein: Die F-Serie von Ford ist seit Jahrzehnten das meistverkaufte Auto der USA, vergangenes Jahr kam sie auf etwas mehr als eine Million Exemplare. Auch der Ranger zählt mit Fertigung in Nordamerika (neu), Südamerika, Südafrika und Thailand sowie knapp 270.000 Einheiten zu den Erfolgsautos. Mit zusammen rund 1,35 Millionen Exemplaren im Jahr liegt Ford weltweit auf Rang eins. Auch in Österreich und Europa führt der Ranger die Hitliste an. Ungeachtet zunehmender europäischer Wettbewerber, von denen der VW Amarok künftig sogar beim Ranger unterkriechen wird. Und der Mercedes X-Klasse, die eine Premiumliga begründen will, aber noch nicht so richtig Fahrt auf-genommen hat. Pick-ups fahren eben in einer eigenen Welt.
Der neue Ranger Raptor sucht sich darin nochmals eine neue Spur. Als Raptor verdoppelt Ford die Ranger-Rechnung annähernd auf 50 675 Euro. Gleichzeitig bekommt der Ranger einen völlig anderen Charakter. Der Raptor gehört zu den Performance Cars, die Großserienhersteller Ford mit Hingabe pflegt. Ob GT, Mustang V8 oder kleine straßentaugliche Rennsemmeln, ein Ford kann auch anders. Als markantes Merkmal übernimmt der Ranger Raptor vom großen Bruder den fetten Markenschriftzug im Kühlergrill. Drinnen sitzt der Fahrer auf Leder, bemerkt vielleicht blaue Ziernähte, schaut auf ein dickes Lederlenkrad mit roter Markierung der Geradeausposition, genießt eine üppige Ausstattung. Geentert hat er den Raptor zuvor mit Hilfe seitlicher Trittbretter. Sehr stabil und gelocht, unter-scheiden sie sich deutlich von anderswo gewohnten Zierleisten.
Und sie sind notwendig, denn dank sei-nes extravaganten Fahrwerks liegt der Raptor fünf Zentimeter höher.